Millersche Zahl

Die Millersche Zahl, auch bekannt als Millersche Gesetz oder die Millersche 7±2 Regel, ist ein Konzept aus der Kognitionspsychologie, das von George A. Miller im Jahr 1956 vorgestellt wurde.

Als Podcast:

Das Script zur Sendung:
In seinem einflussreichen Artikel „The Magical Number Seven, Plus or Minus Two: Some Limits on Our Capacity for Processing Information“ postulierte Miller, dass die menschliche Kurzzeitgedächtniskapazität auf etwa sieben Informationseinheiten, sogenannte „Chunks„, beschränkt ist.

Historischer Kontext

George A. Miller war ein prominenter Kognitionspsychologe, dessen Forschung erheblich zur Entwicklung der Kognitionswissenschaft beitrug. In den 1950er Jahren beschäftigten sich viele Psychologen mit der Frage, wie Menschen Informationen verarbeiten und speichern. Miller führte eine Reihe von Experimenten durch, um die Kapazität des menschlichen Kurzzeitgedächtnisses zu untersuchen. Seine Ergebnisse zeigten, dass die Anzahl der Informationseinheiten, die eine Person gleichzeitig im Kurzzeitgedächtnis behalten kann, meist zwischen fünf und neun liegt.

Definition von „Chunks“

Ein „Chunk“ ist eine Gruppe von Informationseinheiten, die als eine Einheit wahrgenommen werden. Beispielsweise kann eine Telefonnummer wie „123-4567“ als ein Chunk betrachtet werden, obwohl sie aus sieben Ziffern besteht. Durch die Organisation von Informationen in Chunks können Menschen komplexe Daten effizienter verarbeiten und erinnern. Die Fähigkeit, Chunks zu bilden, basiert oft auf Vorwissen und Mustererkennung.

Anwendungen und Implikationen

Das Konzept der Millerschen Zahl hat weitreichende Implikationen in verschiedenen Bereichen z.B.:

Kognitionspsychologie
Das Verständnis der Kurzzeitgedächtniskapazität ist zentral für die Erforschung kognitiver Prozesse wie Lernen, Erinnern und Problemlösen. Die Millersche Zahl bietet eine Grundlage für die Entwicklung von Modellen, die beschreiben, wie Informationen im Gehirn verarbeitet werden.

Bildung und Lehre
In der Pädagogik beeinflusst die Millersche Zahl die Gestaltung von Lehrmaterialien. Lehrende können Inhalte in überschaubare Einheiten unterteilen, um das Lernen zu erleichtern. Dies kann durch die Verwendung von Mindmaps (siehe Bild oben), Modularisierung von Inhalten und andere didaktische Methoden erreicht werden.

Software- und Webdesign

Im Bereich des User Interface Designs ist es wichtig, die Anzahl der Informationen, die dem Benutzer gleichzeitig präsentiert werden, zu begrenzen. Menüs, Optionen und Informationsanzeigen sollten so gestaltet sein, dass sie die Millersche Zahl berücksichtigen, um Überforderung zu vermeiden und die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen (z.B. siehe .http://kleinhirn.eu

Arbeits- und Organisationspsychologie
Die Millersche Zahl wird auch in der Arbeitsgestaltung und Organisationspsychologie berücksichtigt. Aufgaben und Informationen sollten so strukturiert werden, dass Mitarbeiter nicht überlastet werden. Dies kann durch klare Arbeitsanweisungen und eine sinnvolle Aufgabenverteilung erreicht werden.

Kritik und Weiterentwicklung

Obwohl die Millersche Zahl ein einflussreiches Konzept ist, gibt es auch Kritik und Weiterentwicklungen. Einige Forscher argumentieren, dass die genaue Zahl von sieben Informationseinheiten zu starr ist und dass die Gedächtniskapazität von verschiedenen Faktoren wie individueller Expertise, Kontext und Art der Information abhängt. Neuere Forschungen legen nahe, dass das Kurzzeitgedächtnis eher dynamisch und flexibel ist, als durch eine feste Zahl begrenzt zu sein.

Zusammenfassung

Die Millersche Zahl bietet ein grundlegendes Verständnis der Kapazität des menschlichen Kurzzeitgedächtnisses. Sie betont die Wichtigkeit der Chunking-Technik zur Verbesserung der Informationsverarbeitung. Trotz einiger Kritikpunkte bleibt das Konzept ein bedeutendes Werkzeug in der Kognitionspsychologie und findet breite Anwendung in verschiedenen Disziplinen, von der Bildung bis zum Design.

Die fortlaufende Forschung wird wahrscheinlich weiterhin neue Erkenntnisse über die Kapazitäten und Grenzen des menschlichen Gedächtnisses liefern, und die Millersche Zahl wird als historischer Meilenstein in dieser Entwicklung bestehen bleiben.

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